In der röm. - hellenistischen Welt der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung gab es den Brauch von Gedächtnismahlen für Verstorbene, welche sich selbst in Erinnerung bringen wollten. Sinnigerweise ließen Selbige eine Kiste Geld zurück, aus der die gemeinsamen Mahlzeiten finanziert werden konnten. Dass man über den Verstorbenen ins Gespräch kam, erklärt sich von selbst. In diesen kulturellen Kontext hinein sprach Jesus die uns so bekannten „Einsetzungsworte“ für sein Gedächtnismahl: „… So oft ihr dieses Brot esst, denkt an mich und an das, was ich für euch getan habe! … Denn jedes Mal, wenn ihr dieses Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündet ihr, was der Herr durch seinen Tod für uns getan hat, bis er kommt.“ 1. Kor. 11, 26 Die Kantgesellschaft in Königsberg traf / trifft sich bis heute zu gemeinsamen Essen, um dabei an den Philosophen Immanuel Kant zu erinnern. Fußnote 1: Literaturangabe


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Auch  das Abendmahl war / ist eine von der Gemeinde begangene Handlung  zum  Gedächtnis Jesu. Es war / ist eine Mahlzeit, ein Sättigungsmahl,  zur  Gemeinschaft mit Gott und untereinander.


Zu Lebzeiten gewährte Jesus seine Gemeinschaft insbesondere durch Mahlzeiten:

  1. Die Speisung der 5000
  2. Das Essen im Hause des Zöllners Matthäus
  3. Das Treffen im Haus von Maria u. Martha
  4. Die Emmausjünger und deren Abendmahl mit Jesus
  5. Jesu Mahlbereitung für 7 Jünger nach seiner
  6. Auferstehung am See Tiberias
  7. Das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern am
  8. Gründonnerstag u.v.a.m.

Auch die Ewigkeit bei Jesus wird mit dem Hochzeitsmahl des Lammes aufgezeigt. Nachfolge Jesu findet also zu einem großen Teil in Form von Mahlgemeinschaften statt. Der originäre Sitz im Leben des Abendmahles ist das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern am Gründonnerstag. Sie saßen dort zum Passamahl zusammen, dem Gedächtnismahl an den Auszug aus Ägypten. „Gedacht“ wurde durch Essen. Das ist der „Sitz im Leben“ des Abendmahles.

Und so traf sich die Christenheit die ersten 3. Jahrhunderte zum Essen - bis zur konstantinischen Wende. Diese Mahlzeiten waren die Gottesdienste. Es gibt ein bekanntes Tischgebet, welches den Gedanken einer gemeinsamen Mahlzeit voraussetzt: "Komm, Herr Jesus, sei Du unser Gast und segne, was Du uns aus Gnaden bescheret hast!"

Aber waren nicht die richtigen Gottesdienste im Tempel?

Einen Tempel gab es nur in Jerusalem, in allen anderen Orten nicht. Und selbst in Jerusalem währte die Zeit im Tempel nur kurz. Auf dem Hintergrund gemeinsamer Mahlzeiten kleiner Gruppen ist auch die Sentenz aus dem Brief von Paulus an die Korinther leicht verständlich:

„...Wenn ihr zum Gottesdienst zusammenkommt, hat jeder etwas beizutragen: der eine singt ein Lied, ein anderer legt die heiligen Schriften aus, ein dritter hat eine Weisung von Gott...“

1. Kor. 14, 26


Gemeinsames Essen ist etwas Besonderes: „Wenn man jemanden mag, lädt man sie oder ihn gerne zum Essen ein. Ob in der Südsee oder auf Grönland – es gibt kaum eine Kultur, in der das Tafeln mit Gästen nicht im Mittelpunkt der Geselligkeit stünde. Familien versammeln sich um den Esstisch, Geschäftsleute bereiten im Restaurant Verträge vor, Staatsbesuche gipfeln in einem Bankett. Auch Affen teilen ihr Futter, was zeigt, wie wichtig gemeinsame Mahlzeiten für das Entstehen von Bindungen sind. Literaturangabe: Fußnote 2

Beim Essen entsteht eine für uns sehr angenehme Situation durch die Ausschüttung von Glückhormonen (Endorphine, Opiate). Somit ist ein Essen doch wohl der schönste Referenzrahmen für einen Gottesdienst. In den Zeiten vor der Betriebskantine war es auch entscheidend, mit wem man am Tisch saß. Eine Mahlgemeinschaft war immer eine qualifizierte Gemeinschaft.

So durfte Augustin vor seiner Bekehrung nicht mehr mit seiner Mutter, einer frommen Christin, an einem Tisch sitzen, weil sie dies bei seinem ausschweifenden Lebensstil nicht zuließ. Auf diesem hist. Hintergrund wird die bibl. Forderung der Auswahl der Teilnehmer zum Abendmahl verständlich. Diese Art des Gottesdienstes lässt natürlich nur eine bestimmte Gemeindegröße zu. Mehr dazu in der Abteilung – Netzwerkgedanke.

Zusammenfassend:

Es gab eine Esskultur in die hinein das Evangelium inkulturiert wurde. Auch wir müssen / dürfen unsere Nachfolge Jesu in unserem kulturellen Kontext leben. Wie viele Kochsendungen gibt es z.Zt. im TV? Darf man Abendmahl eigentlich als Abendessen übersetzen? :-) Ende


Karl J. Möckel, Dipl. theol.

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Fußnoten / Literaturangaben

Fußnote 1:  www.germania.diplo.de/contentblob/4805226/Galeriebild_gross/6516369/kantbohnenmahl. jpg

Fußnote 2:  “Das heilige Essen: Kulturwissenschaft. Beitr. zum Verständnis des  Abendmahls Manfred Josuttis; Gerhard Marcel Martin (Hrsg.). ? 1. Aufl. ?  Stuttgart, Berlin: Kreuz-Verlag, 1980. ISBN 3-7831-0614-1

Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie:

William Motherby (* 12. September 1776 in Königsberg;  *16. Januar 1847 ebendort) war ein Arzt und Landwirt in Ostpreußen. Wie sein Vater, der Kaufmann Robert Motherby, gehörte er zum Freundeskreis Immanuel Kants. Er hatte in Edinburgh promoviert und sich um die Einführung der Kuhpockenimpfung verdient gemacht, wozu er zwei Schriften beisteuerte. Motherby gehörte zu den Persönlichkeiten im damaligen Königsberg, deren Haus als Mittelpunkt geistiger Geselligkeit galt. Ein Jahr nach dem Tode Kants 1804 gab er die Anregung zu dem Erinnerungsmahl am Geburtstag des Philosophen, an dem sich dessen Tischfreunde alljährlich zu dem "Bohnenmahl" versammelten. Durch Zuwahl ergänzt sich dieser Kreis ständig bis auf den heutigen Tag, auch nach dem Verlust Königsbergs. Heute versammeln sich die Freunde Kants regelmäßig am 22. April In Göttingen. http://www.ostpreussen.net/index.php?seite_id=12&kreis=38&stadt=01&bericht=06

Nach dem Tode Kants beschlossen seine Freunde noch im selben Jahr, jedes Jahr zu seinem Geburtstag am 22. April zu einem Erinnerungsmahl zusammen zu kommen. Daraus entwickelte sich die ?Gesellschaft der Freunde Kants?. 1814 schlug der Astronom Friedrich Wilhelm Bessel vor, zum Abschluss des Essens denjenigen zu bestimmen, der beim nächsten Festessen die Rede halten sollte. Man beschloss, in dem als Nachtisch gereichten Kuchen eine Bohne zu verstecken. Wer sie fand, wurde ?Bohnenkönig? und das Festessen nannte man seitdem ?Bohnenmahl?. Letzter Bohnenkönig im Jahr 1945 war Bruno Schumacher, der noch am 12. Februar einen Kranz am Grab Kants niederlegte. Die nach Westdeutschland geflüchteten Freunde Kants setzten die Tradition des Bohnenmahls in Göttingen, ab 1974 in Mainz fort und seit dem 22. April 2008 gibt es ein Bohnenmahl in Königsberg, an dem die Kaliningrader Freunde Kants teilhaben. ? Immanuel Kant: Königsberg heute: Kallinigrad ?Tischgenossen und Freunde? Lit suchen. ? Gedächtnismahl mit Erbenrede aus Kuchen_Kant lieben und gelegentlich von ihm erzählen